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  Deutsche Hochschulmeisterschaften 2004 in Münster
Ulrike Sahm berichtet uns von den Deutschen Hochschulmeisterschaften 2004 in Münster:

Anders als bei "normalen" Turnieren steht bei Studententurnieren das gemeinsame Feiern neben dem Sport an erster Stelle. Wettkampfstress und verbissener Ehrgeiz spielen dabei keine Rolle. Alle Reiter müssen in Springen und Dressur an den Start gehen. Die Pferde werden zugelost und jeder Reiter hat nur etwa fünf Minuten Zeit, sich mit dem fremden Pferd vertraut zu machen, bevor die Prüfung geritten werden muß.
Jährlich werden die Deutschen Hochschulmeisterschaften im Reiten (DHM) von einer Reitgruppe ausgerichtet. Bei einer DHM starten 15 Mannschaften mit je drei Reitern. Acht dieser Mannschaften können sich bei zwei Qualifikationsturnieren qualifizieren, die anderen sind aus verschiedenen anderen Gründen qualifiziert bzw. gestellt (z. B. Vorjahressieger, Ausrichter, Ranglistenerster). Drei Mannschaften, die sogenannten Mixed Teams werden aus Einzelreitern zusammengestellt, die in der Rangliste vorne liegen, deren Mannschaft sich jedoch nicht qualifizieren konnte.
Unsere Göttinger Mannschaft, bestehend aus Janina Müller, Lena Harms und mir (Ulli Sahm) konnte sich durch einen Sieg bei der Qualifikation in Braunschweig den Startplatz sichern.
Bei einer DHM starten in der ersten Runde drei, in den folgenden Runden jeweils zwei Reiter auf einem Pferd. Der jeweils Wertnotenbeste pro Pferd kommt in die nächste Runde, die anderen scheiden aus. (K. O. -System) .
Die erste Runde ist auf A-Niveau. In der Dressur wird eine Mannschaftsaufgabe geritten für die die Mannschaft eine Mannschaftsnote bekommt, die für die Mannschaftsplatzierung gewertet wird. Im Springen wird ein A-Stilspringen geritten.
Darauf folgt die erste L-Runde. In der Dressur wird eine L auf Trense (in MS die L2), im Springen wieder ein Stil-Springen, diesmal auf L-Niveau, geritten.
In der dritten Runde wird eine L-Dressur auf Kandare (in MS die L7) und ein L Springen auf Fehler und Stil (Fehlerzahl entscheidet, bei gleicher Anzahl die bessere Wertnote) geritten. Im Halbfinale starten nur noch vier Reiter. Hier wird eine M-Dressur (in MS die M2) bzw. ein M-Springen auf Fehler und Stil geritten.
Im entscheidenden Finale muss jeder Reiter noch zweimal (auf zwei Pferden) an den Start. Im Springen muss der gleiche S-Parcours von jedem Reiter auf jedem Pferd überwunden werden, in der Dressur wird auf einem Pferd eine S-Pflicht und auf einem weiteren eine Kür auf S-Niveau geritten werden.

Anders als bei normalen Hochschulvergleichsturnieren wird noch ein Mannschaftsfinale ausgetragen.
Die drei besten Mannschaften müssen noch mal eine Mannschafts- L-Dressur und ein L-Stilspringen absolvieren.

Die Dressur fand bis zum Halbfinale am Freitag, das Springen am Samstag statt. Am Sonntag war dann der Tag der Finale und Meisterehrungen.

Der Freitag in Münster begann für Göttingen recht erfreulich. Lena und ich schafften es in die erste L-Runde. Janina flog leider mit einer 7,9 gegen eine 8,2 gegen eine Reiterin aus Kiel raus.
In der ersten L-Runde musste sich dann leider Lena trotz einer 7,6 geschlagen geben, ich schaffte es mit einer 8,2 gegen eine 7,4 ins Viertelfinale.
Als die Pferde für die Kandaren-L vorgestellt wurden und wir die Lose gezogen hatten war ich zunächst etwas erstaunt. Ich hatte einen spanischen Hengst mit unheimlich dickem Hals und Trachtensattel gezogen.
Äußerst positiv von seiner Leichtrittigkeit überrascht gelang mir mit dem Schimmel eine gute Prüfung und ich erreichte mit einer 7,7 gegen eine 6,5 das Halbfinale. Im Halbfinale gaben die beiden Richter getrennt ihre Noten. Das Reiten machte Spaß und die Aufgabe verlief gut. Auf das mit Spannung erwartete Ergebnis, wer am Sonntag das Finale reiten würde mussten wir jedoch zunächst verzichten, es wurde erst Abends (bzw. Morgens) um vier Uhr beim Ball bekannt gegeben, kurz nachdem ich gegangen war.
So erfuhr ich erst beiläufig am nächsten Morgen, dass ich es geschafft hatte. Ich würde am Sonntag Finale reiten und somit auf jeden Fall auf dem Treppchen stehen!

Das Springen begann mit einem geschlossenen Ausscheiden der Göttinger Mannschaft, so hatten wir den Rest des Tages Zeit zum Feiern, Anfeuern und zum Basteln einer Kür fürs Finale. Dabei war mir besonders Inga aus Lüneburg eine große Hilfe.
Samstag Abend wurde zunächst in der Reithalle mit 250 Liter Freibier (ausgegeben von der Reitgruppe Braunschweig, dem Ausrichter der DHM 2005) und anschließend bei der Party weiter gut gefeiert.

Sonntag konnten wir gemütlich Aufstehen und Frühstücken, da vor dem Dressurfinale erst das Mannschafts- und Springfinale (leider ohne Göttinger Beteiligung) geritten wurde. Für das Dressurfinale bekamen wir zwei Hengste aus dem Westfälischen Landgestüt Warendorf gestellt.
Den siebenjährigen Levados für die Pflicht und den international erfahrenen Ehrentanz für die Kür.
Wieder hatte ich "Losglück". Ich musste zwar als erste die Pflicht reiten, dafür ganz zum Schluss meine Kür. Nach einer (bis auf eine missglückte Pirouette und einen Fehler in den Wechseln) ganz ordentlichen Pflicht ritt Charlotte aus Heidelberg auf Ehrentanz ihre Kür. Danach folgte das traditionelle Finalknutschen, bevor Charlotte ihre Pflicht und ich meine Kür reiten durften.
Auf die Ergebnisse mussten wir dann mal wieder warten.
Zur Meisterehrung marschierten alle Mannschaften von Fackelträgern geführt ein und stellten sich im Halbkreis um das Treppchen auf.
Glücklicherweise wurde mit der Platzierung der Dressur begonnen, so dass wir nicht mehr so lange auf das Ergebnis warten mussten.
Als Charlotte auf dem zweiten Platz gerufen wurde war klar: Ich bin Deutsche Hochschulmeisterin der Dressur 2004 und darf ganz oben aufs Treppchen. Durch einen Bronzeplatz in der Kombinierten Wertung und den sechsten Platz mit der Mannschaft wurde der Erfolg noch größer.
Schließlich gewannen die zahlreich angereisten Göttinger Schlachtenbummler noch die Team Trophy, einen Sonderpreis für die lautesten einfallsreichsten und durchhaltestärksten Schlabus.

Es war ein rundum gelungenes Wochenende mit einer tollen Mannschaft (Reiter und Schlabus) und einem wunderbaren Erfolg!